Herkunft. Zukunft!

Im 19. Jahrhundert waren katholische Krankenhäuser oftmals Keimzellen, Säulen und erlebbarer Ausdruck einer Hinwendung von Kirche zu den Anliegen, den Sorgen und Nöten der Menschen – insbesondere im frühen Ruhrgebiet.

Sozial engagierte Priester, Schwesternkongregationen und Laien sorgten für die Gründung und „den Betrieb“ von Krankenhäusern in einer Region, die sich urban und schwerindustriell entwickelte. In den 1850er-1880er Jahren, einer Zeitspanne mit zahlreichen Krankenhausgründungen zwischen Essen und Marl, stand die christliche Sorge und ärztliche wie pflegerische Versorgung von Verletzten aus den frühen Bergwerken sowie  Stahlproduktions- und Industriestandorten im Mittelpunkt.  Da oftmals Kommunen (noch) nicht in der Lage waren, für die durch Zuzug stark wachsende Bevölkerung genügend Krankenhausbetten zur Verfügung zu stellen, eröffneten christliche Kirchengemeinden ihre eigenen Einrichtungen, wobei die Krankenpflege von Schwestern und Brüdern aus Kongregationen und Orden ausgeübt wurde. Das Ruhrgebiet des 19. Jahrhunderts war an vielen Orten, anders als die meisten Gebiete Deutschlands, durch eine Bevölkerung gemischtkonfessioneller und multinationaler Herkunft geprägt. Eine Folge: Die katholischen Krankenhäuser waren stärker als in anderen Regionen Deutschlands auf ein „konfessionelles Miteinander“ ausgerichtet.

Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts bekam die nach der Säkularisierung brachliegende Ordenskrankenpflege durch die Bildung zahlreicher Kongregationen einen neuen Auftrieb – der Zeitraum zwischen den 1850er Jahren und dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges und mit Abstrichen während des Kulturkampfes, in Anlehnung an den von Relinde Meiwes geprägten Begriff „Frauenkongregationsfrühling“ als „katholischer Krankenhausfrühling für das rheinisch-westfälische Industriegebiet“ bezeichnet werden. Denn in der Tat wurden weder vor noch nach diesem Zeitraum auch nur annähernd gleich viele katholische Hospitäler gegründet. Ohne den Beitrag der Ordensschwestern zur Niedrighaltung der Pflege- und Verwaltungskosten und ohne die ehrenamtliche Arbeit der Vorstandsmitglieder wäre ein wirtschaftliches Überleben der meisten Häuser auf jeden Fall unmöglich gewesen. Aufgrund ihrer aufopfernden Tätigkeit verkörperten die Schwestern in gewisser Weise den caritativen Katholizismus.

Krankenhäuser sind und waren Spiegelbilder gesellschaftlicher, kirchlicher und politischer Entwicklungen und Herausforderungen – auch der Höhen und Tiefen. Niemals pauschal und uniform – immer orientiert am Werteverständnis und den Wertemaßstäben der Caritas und der Soziallehre der Kirche, der persönlichen Konsequenz im Handeln oder der Gestaltungs- und Widerstandskraft einzelner Akteure. Dies gilt für die Anfänge christlich-katholischer Krankenhäuser, für die Zeit der Nazi-Diktatur, die Zeit des Aufbruchs nach den Kriegen und bis in unsere Zeit heute. Es hat den Blick auf den Patienten geprägt, die Qualität und den Behandlungsansatz und es prägt die Dienstgemeinschaft der im Krankenhaus tätigen und arbeitenden Dienst- und Fachkräfte.

Als katholischer Krankenhausträger, aber auch als Träger von Einrichtungen der Senioren- und Jugendhilfe, der Aus- Fort- und Weiterbildung wollen wir darauf achten, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereit und in der Lage sind, ihre Aufgaben so zu erfüllen, dass sie der Stellung des jeweiligen Bereichs in der Kirche gerecht werden. Dazu wird es Räume, Zeiten, Mittel und andere Ressourcen brauchen, die eine gewünschte Auseinandersetzung mit spirituellen, religiösen, biblischen und christlichen Dimensionen, Werten und Fundamenten der eigenen Arbeit ermöglicht.

Darüber hinaus wird für die Zukunftsfähigkeit der katholischen Krankenhäuser und katholischer Einrichtungen die Suche nach Kooperationsmöglichkeiten mit anderen Häusern oder Trägern eine herausfordernde Aufgabe bleiben.

Dabei geht es nicht nur um rein wirtschaftliche Fragestellungen und Aspekte. Auch für caritative Einrichtungen und Dienste geht es um den Wettbewerb und Bestand am und im Markt und eine an Qualitäts- und Leistungsmaßstäben orientierte Konkurrenz. Am Ende geht es aber insbesondere christlich-katholischen Einrichtungen und nicht zuletzt unserem Leistungsverbund um die Glaubwürdigkeit im Tun, die Zielorientierung im Planen und die Fairness und Stringenz im Handeln.

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